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Chepe - eine Zugsreise an den Copper Canyon (Mexiko)

Mittwoch, 13.2.2002

Nach 1¾ Stunden Flug von Mexico Stadt die Landung in Chihuahua, der Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaates im Nordwesten Mexicos (1425 m über NN). Weite, steppenartige Hügellandschaften, über denen sich ein stahlblauer Himmel wölbt. Die Sonne lässt vergessen, dass auch hier nur ca. 13°C angesagt sind. Die Stadt Chihuahua mit ihrer Kathedrale und einem kleinen historischen Zentrum mit alten Bürgerhäusern und ca. 200.000 Einwohnern dehnt sich über Kilometer in die Ebene, es gibt nur wenige mehrstöckige Häuser. Mein Hotel Fiesta Inn liegt etwas ausserhalb und die erste Ausfahrt mit dem Taxi führt zuerst mal an den Bahnhof des Chepe, des Chihuahua - Pacifico. Auf der Strecke des Chepe durch die Sierra Madre, welche erst 1962 fertig gebaut wurde, liefen nie Dampfloks, aber vor dem hässlichen Bahnhofsgebäude steht trotzdem eine solche als Denkmal, der erste Grund sich mit einem der zahlreichen Sicherheitsleute zu streiten, welche hier das Fotografieren verbieten wollen. Nach dem Bezahlen meines, über Internet reservierten Tickets (1.120 mex$ = ca. 113 US-$ für eine einfache Fahrt) und einigen Diskussionen, wird mir erlaubt, mich auf dem Bahnhofsareal, Gleisseite umzusehen. Es ist nicht viel los hier. Ganz hinten, eingezäunt, stehen ein paar Dieselloks hinter einigen Wagen des Chepe in der grün-gelben Livree. Gleich beim Bahnhof steht eine Garnitur alter Wagen der Gesellschaft Mexico Norte in alter hellblauer Farbgebung und mitten im Gleisfeld wird das Drehgestell eines Güterwagens repariert. Die Strecke von Chihuahua nach Los Mochis ist neben der Ausflugsbahn des »Tequila Express« in Guadalajara die einzige Bahn mit Personenverkehr in Mexico und dies dank der einzigartigen Landschaften der Sierra Madre, welche über weite Strecken im Bereich der Canyons nur mit der Bahn zu erreichen sind. Aber es gibt daneben noch Güterverkehr, nur: es weiss keiner so recht, ob und wo in der Gegend von Chihuahua noch Güterzüge fahren. Also lasse ich es bleiben und fahre mit meinem Taxi zu einem späten Mittagessen ins Restaurant La Calesa, dem besten für Steaks - und wohl auch das teuerste der Stadt. Anschliessend Foto-Rundgang durch die Innenstadt und - es war eine Kaltfront angekündigt worden - Kauf einer wattierten Jacke für das Gebirge. Und dann, Nachtleben gibt es nicht hier, so wird mir gesagt, früh zu Bett, der einzige Zug fährt früh um 6.00 Uhr.

Donnerstag 14.2.2002

Pünktlich, um sechs Uhr - ich habe es knapp geschafft - fährt der Chepe langsam und unter Pfeifen aus dem Bahnhof, durch die Vororte der Stadt, hinaus in eine weite Ebene. Es ist nicht der einzige Zug, eine Stunde später fährt der Economico - ein Mixto mit Halt an allen Ecken. Sehr komfortabel, unser Expreso und, wohl wegen der Jahreszeit, mit nur 4 Wagen und mit wenig Fahrgästen unterwegs. Auffällig die Sicherheitsmassnahmen: Sicher sechs oder mehr bewaffnete Wachmänner einer privaten Sicherheitsfirma patroullieren im Zug und der letzte Wagen ist für sie reserviert. Vor einiger Zeit soll der Zug überfallen worden sein und dabei wurde ein Schweizer Tourist erschossen, welcher die Täter gefilmt hatte. Die Wiederholung eines solchen Vorfalles will man unbedingt vermeiden. Eine amerikanische Reisegruppe lässt sich nach langen Erklärungen ihres mexikanischen Reiseleiters über do's und don'ts im Zugsrestaurant zum Frühstück nieder. Die Mannschaft hat mit den paar Leuten schon einen Riesenstress und erklärt sich ausserstande, auch noch den Fremden Kaffee zu servieren. Komme später wieder und bekomme meinen Kaffee doch noch, mit einem mexikanischen Frühstück bestehend aus Omelett gefüllt mit Carne mechada und Bohnen. Wir fahren über eine kurvenreiche Strecke, überwinden eine erste Terrasse und erreichen eine ausgedörrte Hochfläche mit Getreideanbau, Rinderzucht und vor allem riesigen Obstplantagen mit hunderten von kleinen Öfen, welche zwischen den Reihen von Bäumchen stehen. Bei Cuauhtemoc, einer grösseren Stadt in der Hochebene, wartet der Expreso längere Zeit und es wird klar: Auf dieser Strecke haben die Güterzüge Vorfahrt. An beiden Endpunkten der Strecke, in Chihuahua und Los Mochis am Pazifik, fahren zwei Zugspaare um 6.00 Uhr weg (der Mixto jeweils eine Stunde später) und treffen nach 650 km und 13h und 50min Fahrt am anderen Ende ein, um 19.50 Uhr. Mir war das etwas viel für einen Tag und ich stieg deshalb in Creel, ziemlich genau auf halber Strecke aus, wo ich 2 Nächte bleiben wollte, um am Samstag mit demselben Zug um die Mittagszeit weiterzufahren.
In Creel musste ich, trotz meines vielen Gepäcks unbedingt die Ausfahrt meines Zuges filmen und dabei blieb leider mein schöner Panamahut im Abteil zurück! Ich hatte etwas von über 99 Tunnels auf dieser Strecke gelesen, aber der letzte, kurz vor Creel, das war doch erst Tunnel No. 4. Sollte ich die Strecke etwa in der falschen Richtung befahren? Aber ich entschied: Das ist doch unerheblich - schliesslich heisst der Zug »Chihuahua al Pacifico«, also fahre ich auch in diese Richtung!
Nach Ausfahrt des Zuges kehrt am Bahnhof Creel wieder Ruhe ein, plötzlich war kein Mensch mehr da und mein Gepäck war das einzige, was noch auf dem Bahnsteig stand. Mein Hoteltaxi war bereits wieder weg und nur dank dem freundlichen Bahnhofsvorstand, welcher für mich das Hotel anrief, kam ich überhaupt erst dahin. Creel (auf 2.330 m über NN) ist ein staubiges Dorf, welches sich längs der Bahnlinie hinzieht, in einem west-östlichen verlaufenden Tal, überragt von Felsen und verdankt sein Entstehen der Bahn. Diese war ihrerseits gebaut worden, um die ausgedehnten Nadelwälder zu erschliessen, wegen des Bergbaus (u.a. Silber) und als Verbindung zwischen Kansas City und Topolabampo am Pacifik. Arbeit gibt es in dieser Gegend Arbeitsplätze heute nur mehr in den Sägereien und im öffentlichen Dienst und die Arbeitsplätze sind rar, weil die Sägereien nicht mehr konkurrenzfähig sind. Der Tourismus ist nach den Ereignissen vom September 2001 in USA auch zurückgegangen.
Der Tageszeitung »Longitud 107« vom Freitag, 15. Februar 2002 entnehme ich, dass man selbst hier, in dem abgelegenen Hochtal, die Öffung der Märkte zu spüren beginnt. Die lokale Holzindustrie soll nur noch zu 10% ausgelastet sein weil die Produktionskosten mehr als 20% über den ausländischen liegen würden. Holz aus der Mandschurei ist viel billiger, geliefert via die USA und kostet $2.95 pro gesägtes Brett statt der einheimischen $4.50 (ungesägt). Dazu kommen die hohen Transportkosten der mexikanischen Produzenten wegen der schwierigen Topografie des Landes. Zu lesen ist auch über Konflikte der Sägereien mit der Forstverwaltung, welche mehr Schutzgebiete ausweisen möchte und über illegalen Holzschlag.
Am Abend nach meiner Ankunft wollte ich die Einfahrt in Creel der beiden Gegenzüge aus Los Mochis filmen (14.00 Uhr bzw. 15.00 Uhr), aber wenn man sich einfach an die Strecke stellt, das kann dauern. Es gibt einen Fahrplan, aber die Zeiten verschieben sich und werden jeweils kurz vor Ankunft der Züge von Hand am Bahnhof auf eine Tafel geschrieben. Und dann klappt es auch: Sogar der Economico, für 18.00 Uhr Ankuft gemeldet, war pünktlich.
Mein Hotel, das Best Western »The Lodge at Creel«, ist ganz aus Holz, im Blockhaus-Stil gebaut und die Zimmer, sehr komfortabel, befinden sich in einzelnen Cabañas im Garten, jedes mit individueller Gasheizung. Heizen mit Holz, wie sonst in Creel üblich, wäre mir lieber gewesen. Tagsüber, an der Sonne wird es angenehm warm aber nachts, da wird es empfindlich kalt! In der ersten Nacht war wegen der Kälte an Schlaf nicht zu denken, bis ich schliesslich das Geheimnis der Gasheizung entschlüsseln konnte. Nach dem Einbruch der Dunkelheit oder schon kurz vorher, werden längs der Hauptstrasse von Creel die Bürgersteige hochgeklappt und dann wird es still im Tal, einzig die Hunde kläffen noch eine Weile. Geweckt wird man vom Geschrei der Gockel in der Gegend oder vom Pfeifen der morgendlichen Güterzüge (zum Filmen leider noch zu dunkel!).

Freitag 15.2.2002

Für heute hatte ich mit Gilberto, einem Ex-Cop aus Los Angeles und jetzt als Pferdezüchter und Tour-Guide tätig, ausgemacht, dass wir uns um 11.00 Uhr treffen würden. Er kam so gegen 12.00 Uhr daher, mit seinem alten Bronco und erst noch ohne Benzin. Den Güterzug, beladen mit Trailern aus den USA, habe ich denn auch verpasst, und den Expreso nur ganz knapp noch bei der Ausfahrt aus dem Tunnel in Creel filmen können. Auf den Mixto aus Chihuahua zu warten lohnte nicht, dieser sollte erst gegen Abend in Creel eintreffen. Also sind wir auf der Strasse nach Divisadero gefahren und ich habe unterwegs an einigen Stellen, wo die Bahn in der Nähe der Strasse verläuft oder diese kreuzt, ein paar Aufnahmen machen können.
Am eindrücklichsten ist die Station von Divisadero - auf einem Felskamm am Abgrund gelegen - mit einer gewaltigen Rundsicht über den Canyon Barranca de Urique! Und da war auch auf der Schiene was los: Beide Züge, der vom Pazifik und der von Chihuahua, waren verspätet und mein Fahrer Gilberto und ich haben uns die Zeit mit Essen vertrieben. (Vom Fotografieren hat er keine Ahnung, ich hatte ihn dazu motiviert, aber die Bilder waren nicht zu gebrauchen.) Auf dem Bahnsteig von Divisadero gibt es nicht nur Artesanías, feines Flechtwerk aus Schilf, zu kaufen, sondern da wird auch gekocht auf vielen kleinen Kohleöfen. Da gibt es burros und tacos und wie das sonst noch heisst. Schmeckt sehr gut! Zuerst kam statt des Expreso und des anschliessenden Economico ein Bergungszug mit 2 Kränen und beschädigten Güterwagen an und machte in Divisadero Station. Zum einen, um die Güterwagen wieder fahrtüchtig zu machen und um die Kreuzung mit den Personenzügen vom Pazifik abzuwarten. Aber die liessen weiter auf sich warten. Vor einer Woche war ein Güterzug entgleist und einige Wagen abgestürzt, die Stelle unweit von hier in Richtung Creel sollte ich am folgenden Tag dann vom Zug aus sehen.
Darauf kamen die beiden Loks mit Caboose des Sonderzugs mit den Camper, welcher inzwischen in Creel abgestellt war, auf ihrem Weg nach San Rafael, dem Betriebswerk und Lokdepot an der Strecke, in Divisadero vorbei. Zuerst sollte wohl die Kreuzung mit den Gegenzügen hier erfolgen, als aber diese nicht kamen, fuhr der Lokzug weiter. Als dann der Expreso aus Chihuahua einfuhr, belebte sich der Bahnsteig. Dann wirds eng: Da sind die aussteigenden Passagiere und die, welche mitfahren wollen, und alle drängen sich mit ihrem Gepäck zwischen den kleinen Garküchen und Andenkenständen. Der Aufenthalt der Züge ist hier mit 20 Minuten so geplant, dass selbst der eilige Tourist kurz in die Schlucht gucken und dann, auf dem Rückweg zum Bahnhof hoch, nach dem Kauf von Postkarten, auch noch was essen kann. Das Essen darf man jedoch nicht im Abteil verzehren, jedenfalls nicht im Expreso. Das macht aber nichts, die Abteile am Wagenende, da wo sich die Fenster öffnen lassen, sind trotz Dieselabgasen wegen der Aussicht für den schnellen Imbiss besser geeignet.
Die Kreuzung zwischen dem westwärts fahrenden Zug und dem Gegenzug aus Los Mochis muss in Bahuichivo stattgefunden haben, denn es dauerte noch eine ganze Weile, bis der Expreso vom Pazifik endlich in Divisadero einfuhr. Dessen Ausfahrt wartete ich nicht mehr ab sondern wir fuhren los, um den Zug an zwei oder wenn möglich drei Stellen bis nach Creel zu filmen.

Samstag 16.02.2002

Während dieser Nacht bin ich ein paar Mal erwacht, weil die Gasheizung diesmal funktionerte und wie! Kurz vor sieben, es war noch dunkel, da hörte ich vom Bahngelände lautes Pfeifen und ich dachte, das muss der Güterzug sein, welcher hier um diese Zeit durchfährt. Falsch: Es war der Sonderzug mit den Camper, welcher eben ausfuhr und nicht, wie am Vortag mitgeteilt um 9.00 Uhr! Ich hatte Gilberto schon bestellt, um in der weiten Kurve westlich von Creel Filmaufnahmen zu machen. Als ich bei ihm um halb neun eintraf, stellte sich heraus, er hatte keinen Wagen mehr. Erstaunlich für Mexico, aber die Polizei hatte seinen Bronco eingezogen, derart schlecht war sein Zustand und ohne Lichter sowieso. Das hatte mich am Tag zuvor nicht gestört, denn wir waren ja noch tags unterwegs.
Es ging jetzt noch ums Packen und dann ab zum Bahnhof. Filmen würde ich diesmal nicht, der Zug hielt jeweils nur sehr kurz und ich riskierte sonst, die Ausfahrt meines eigenen Zuges um 11.30 Uhr nach Los Mochis zu filmen. Auf dem Weg dahin wollte ich noch ein paar Getränke kaufen, so auch eine kleine Flasche Tequila. Da musste ich noch Ueberzeugungsarbeit leisten, der Verkauf von Alkoholika ist bis 11.00 Uhr vormittags verboten. Vor dem Zug die beiden Dieselloks, No. 2022 in roter und No. 3001 in blauer Livree. Beim Halt in Divisadero habe ich 2 Burros gegessen mit Rindfleisch - ausgezeichnet, besser noch als gestern. Bier gab es im Zug zu kaufen, und die Mahlzeit war komplett. Bis Divisadero kannte ich die Strecke nun bereits, aber erst da beginnt der spektakuläre Teil!
Eine Streckenführung wie auf der Modelleisenbahn durch fantastische Landschaften und das mit den 99 Tunnels stimmt wirklich! Bei San Rafael, dem Ausbesserungswerk wäre links sitzen besser gewesen, aber das weiss man erst hinterher. Jedenfalls habe ich die Kreuzung mit dem Gegenzug nicht filmen können. Den zweiten, den Economico hingegen, habe ich bei der Kreuzung in Bahuichivo dann doch noch vor die Linse gekriegt. Die nächsten paar Stunden gilt: Sitzen und Staunen - spektakuläre Ausblicke noch und noch! So um den Tunnel No. 45 auf der pazifikseitigen Talfahrt wird es noch spannender: Zuerst durch einen Kehrtunnel im Berg und dann durch Ausfahren eines engen Tals über 2 Brücken gelangt der Zug auf die andere Talseite und auf dem Grund der Schlucht sieht man die 3 Strecken übereinander. Sehr schnell brach nun die Nacht herein, weil wir eine gute Stunde auf offener Strecke hatten warten müssen. Es soll ein Brand ausgebrochen sein an der Strecke. Das war aber kein Waldbrand, sondern da loderte ein riesiger Stapel von Holzschwellen gleich neben der Strecke - die dürften sich kaum vom Funkenflug entzündet haben. Als der Zug dann schliesslich fahren durfte und am Feuer vorbeiglitt, war die Hitze unglaublich trotz der geschlossenen Fenster.
Die meisten Passagiere unseres Zuges stiegen in El Fuerte und nicht am Endpunkt der Strecke, in Los Mochis aus, die Hotels El Fuerte sollen besser sein. Ein hässlicher Bahnhof, der von Los Mochis! Habe allerdings nicht viel davon gesehen, weil ich mich beeilen musste um in einen Bus einzusteigen, welcher eine Reisegruppe abholte. Das hat ganz gut geklappt, der Bus fuhr in die Stadt zum Hotel Santa Rita und da war auch noch was los, Musik und Tanz in der Bar und ich habe da mit meinen beiden Begleitern aus dem Zug, dem Jesús (Steward im Barwagen) und dem Raúl (Verantwortlicher für den Streckenunterhalt) ein paar Drinks zu mir genommen. In der Küstenebene zwischen El Fuerto und Los Mochis, im Bundestaat Sinaloa, wird vor allem Zuckerrohr angebaut. Davon habe ich am nächste Morgen eine Vorstellung bekommen, als ich mit dem Taxi an den Flughafen fuhr, ca. 20 Autominuten südlich der Stadt gelegen. Unglaublich, wie viele Leute um die Zeit an einem Sonntag schon unterwegs sind! Praktisch noch auf Stadtgebiet liegt eine riesige Zuckerfabrik - schon rein optisch kein Vergleich mit den Fabriken auf Cuba, welche ich sonst zu sehen gewohnt war. Und hier fahren auch keine Dampfloks mehr - das Zuckerrohr wird auf der Strasse transportiert.
Alles in allem: sehr zu empfehlen die Zugsreise, man sollte allerdings nicht nur durchfahren, sondern sich ein paar Tage Zeit nehmen um die Landschaft und die Kultur der Tarahumaras, der Indios, welche in diesen Bergen leben, etwas kennenzulernen. Die Sandalen der Indianer, berühmte Läufer, finden sich übrigens auch auf dem Zug wieder, sie sind das Symbol des Chepe.

Noch etwas zur Geschichte des Chepe. Ihren Ursprung hat die Bahn in einem Projekt der Kansas City, Mexico & Orient Railway. Albert Kimsey Owen, welcher 1880 eine Bahn von Kansas City nach Topolabampo am Pacifik bauen wollte, gründete eine Gesellschaft, die »Texas, Topolabampo and Pacific Railroad«, es wurde aber nie etwas Konkretes daraus. 1899 hat Arthur Stilwell mit den Konzessionen, welche Owen erteilt worden waren, eine neue Gesellschaft gegründet, die »Kansas City, Mexico & Orient« mit Albert Owen, dem Eigentümer der Konzessionen der »Texas, Topolabampo & Pacific« als Berater. Im Jahr 1897 gründete Enrique Creel, der Gouverneur von Chihuahua, eine Bahngesellschaft, die »Ferrocarril Chihuahua al Pacifico«, welche die Stadt Chihuahua mit dem Pazifik verbinden sollte. Die ersten 124 Meilen der Strecke nach Miñaca wurden am 31. März 1900 eröffnet.
Die Zusammenarbeit von Arthur Stilwell mit Enrique Creel war für die Erteilung der Konzession durch Mexico von entscheidender Bedeutung. Zum Dank wurde Enrique Creel zum Vize-Präsident der KCM&O ernannt. Eine dritte Gesellschaft, die im Juni 1897 durch die mexikanische Regierung gegründete »Rio Grande, Sierra Madre & Pacific Railroad« baute von Ciudad Juarez aus an einer Strecke von El Paso nach Tijuana. Es ging bei allen diesen Linien um die Erschliessung der Holzvorkommen der Sierra Madre und alle hatten sie dieselben Probleme: die Finanzierung und das schwierige Gelände.
1909 wurde aus den Gesellschaften »Chihuahua al Pacifico« und »Rio Grande, Sierra Madre & Pacifico« die »Ferrocarril de Noroeste de Mexico« und 1912 wurde die Route von Ciudad Juarez nach Chihuahua eröffnet. 1912 ging die KCM&O in Konkurs und kam unter neue Führung - die Verbindung durch die Sierra Madre fehlte immer noch. Zuerst durch die mexikanische Revolution, dann durch die Weltwirtschaftskrise wurde das Projekt immer wieder verzögert, bis zur Verstaatlichung der KCM&O im 1952 durch die mexikanischen Regierung. 1954 wurde zwar der definitive Verlauf der Trasse festgelegt, die Bahn konnte aber erst im November 1961 durch den Präsidenten der Republik Adolfo López Mateos eröffnet werden.
Seit Inbetriebnahme der Strecke war hier immer Dieselbetrieb, zuerst mit 6-achsigen Loks von ALCO und später mit »GP« von EMD, zu Beginn waren auch eine Anzahl FIAT Triebwagen beschafft worden. Die heute von der Gesellschaft Ferromex betriebene Bahn wurde zwar nie zur Landbrücke zwischen Kansas und dem Pazifik: wegen fehlender Anschlussstrecken in den USA und auch weil sich der Hafen von Topolabampo bis heute nicht wie geplant entwickelt hat. Ihre Chance liegt im Tourismus und den einmaligen Naturschönheiten der Canyons, welche sie erschliesst.